Christen feiern Pfingsten

Papst Franziskus ruft zu Frieden auf

Papst Franziskus hat zum Pfingstfest in eindringlichen Worten zu einem Waffenstillstand in der Ukraine und einer friedlichen Lösung des Krieges aufgerufen. Beim Mittagsgebet am Pfingstsonntag sprach das Oberhaupt der katholischen Kirche von einem Alptraum, wenn Völker aufeinander losgingen und sich gegenseitig töteten. Bereits in einer am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft hatte Franziskus die "Invasion der Ukraine" zum Thema gemacht. Es herrsche Krieg - "Krieg zwischen Brüdern, Krieg unter Christen".

Bei einer Begegnung mit Flüchtlingen aus der Ukraine und behinderten Kindern im Vatikan äußerte sich der Papst am Samstag zu Spekulationen über einen eventuellen Besuch in der Ukraine. Er wolle bald mit den ukrainischen Behörden sprechen, um die Möglichkeiten einer solchen Reise zu erörtern.

Beim Pfingstgottesdienst am Sonntag im Petersdom stellte der Papst das Wirken des Heiligen Geistes in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der Heilige Geist sei ein lebendiges Gedächtnis, das die Liebe Gottes im Herzen entzünde und neu entfache. Pfingsten ist für Christen in aller Welt das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Wie Weihnachten und Ostern erhielt es in einigen Ländern einen zweiten Festtag, den Pfingstmontag.

Auch die deutschen Bischöfe erinnerten an den Krieg in der Ukraine. Der Augsburger Bischof Bertram Meier bekräftigte die Zustimmung der Bischöfe zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Zugleich mahnte der Weltkirche-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz eine "Abrüstung der Worte" an. Die Lieferung schwerer Waffen dürfe kein "Blankoscheck" sein, der zu einer unkontrollierten Spirale der Gewalt führe, sagte Meier in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Abschluss einer viertägigen Reise durch die Ukraine.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing erinnerte zum Pfingstfest an das reiche Erbe der Ordensfrau Hildegard von Bingen (1098-1179). "Kaum vergleichbar mit anderen leuchtet diese Frau aus dem Mittelalter zu uns herüber", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "Es ist für mich ganz erstaunlich, wie viele Themen, die Hildegard bewegt und vorangetrieben hat, uns heute beschäftigen und in kreative Unruhe versetzen", sagte Bätzing.

Für mehr Aufgeschlossenheit in den Debatten über die Zukunft des kirchlichen Lebens warb der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Eine Reform der Kirche habe "nichts mit 'Abschaffen' und 'Anpassen' zu tun oder mit einer rein negativen Sicht der Vergangenheit", betonte Marx. Vielmehr sei damit die Hoffnung verbunden, mit dem Schatz der Tradition Neues zu wagen, "das uns vom Geist Gottes gezeigt wird".

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki machte sich für ein "klares Bild von der Kirche" stark. "Seit Monaten führen katholische Christen intensiv eine Diskussion darüber, wie wir heute Kirche sein wollen und was die Kirche ist", sagte Woelki. Es gelte, immer wieder neu zu bedenken, was Jesus der Kirche "eingestiftet" habe. Nur das schaffe Einheit. "Wie die Kirche nicht von uns geschaffen ist, so wird auch die Einheit der Kirche nicht von uns hergestellt."

Nach den Worten der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat der Heilige Geist das Potenzial, die Welt zu verändern. Mitten im Tohuwabohu von Krieg und brutaler Gewalt beflügele er zu Verständigung und Versöhnung, unterstrich Kurschus in ihrer Pfingstbotschaft.

Überschattet wurden die Feiertage durch das schwere Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen mit mehreren Toten und vielen Verletzten. Es herrschten "Trauer und Entsetzen", sagte Kardinal Marx am Samstag bei der Weihe dreier Priesteramtskandidaten zu Diakonen. "Wir tun, was wir tun können: gemeinsam Zeugnis ablegen von der Kraft der Auferstehung."

KNA